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Findlinge auf Rügen: Vom Siebenschneiderstein bis zum Buskam

Findlinge auf Rügen: Vom Siebenschneiderstein bis zum Buskam

Das Wichtigste in Kürze

Was versteht man unter dem Siebenschneiderstein?

Der Siebenschneiderstein auf Rügen ist ein sogenannter Findling, ein riesiger Gesteinsblock aus der letzten Eiszeit.

Wo liegt der Siebenschneiderstein auf Rügen?

Der berühmte Fels liegt am Strand des Rügener Nordkaps, Gellort.

Wie finde ich die Treppe am Gellort?

Die Königstreppe befindet sich süd-südöstlich von der Ruine des alten Pegelturms. Sie ist gut ausgeschildert, sodass Du sie sicher findest.

Rügens Landschaft ist geprägt von außergewöhnlichen Kontrasten zwischen Meer, Sand und Stein. Schlenderst Du an den Küsten entlang, fallen Dir ganz bestimmt riesige Felsen wie der Siebenschneiderstein auf. Dieser sogenannte Findling ist ein beeindruckender Zeuge der letzten Eiszeit. Wir stellen ihn Dir vor – und andere bekannte Steine, unter ihnen der Schwanenstein und der Buskam.

Was sind Findlinge?

Findlinge sind große Gesteinsbrocken, die durch natürliche geologische Prozesse weit weg von ihrem Ursprungsort transportiert wurden. Sie können aus verschiedenen Gesteinen wie Granit, Basalt, Quarzit oder Gneis bestehen.

Die Felsen kommen normalerweise durch Gletscherbewegungen, Flüsse oder Überschwemmungen auf ihre neue Position transportiert. Während eines Gletscher-Abtauens kann ein Gesteinsbrocken vom Ufer weggetragen und über die Landschaft befördert werden. Findlinge haben eine lange Geschichte und geben Aufschluss über die geologische Geschichte einer Region. Einige von ihnen können Millionen von Jahren alt sein und zeigen die Veränderungen und Ereignisse, die die Landschaft im Laufe der Zeit formten.

Findlinge werden oft in der Landschaft als Landmarken verwendet. In vielen Fällen werden sie als Teil von Gärten oder Landschaftsgestaltungen genutzt. Einige Findlinge haben auch kulturelle oder historische Bedeutung und können als Denkmäler ausgewiesen werden.

Der Siebenschneiderstein auf Rügen.

Geologische Untersuchungen an Findlingen

Um die Herkunft und den geologischen Hintergrund eines Findlings zu erforschen, kann eine petrografische Analyse durchgeführt werden. Dabei werden das Aussehen und die chemische Zusammensetzung des Gesteins untersucht. Außerdem kann auch eine geochronologische Methode wie die radiometrische Datierung verwendet werden, um das Alter des Findlings zu bestimmen.

Eine petrografische Untersuchung untersucht folgende Aspekte:

  1. Mineralogie: Die Art und Menge der Mineralien, die das Gestein bilden, werden bestimmt.
  2. Textur: Die Form und Anordnung der Mineralien innerhalb des Gesteins werden untersucht.
  3. Gefüge: Die Art und Weise, wie die Mineralien innerhalb des Gesteins miteinander verbunden sind, wird beurteilt.
  4. Kristallform: Die Formen und Größen der Kristalle, die die Mineralien bilden, werden beobachtet.
  5. chemische Zusammensetzung: Die chemische Zusammensetzung des Gesteins wird bestimmt, um die Mineralzusammensetzung zu bestimmen und um zu sehen, ob es Verunreinigungen oder Fremdstoffe gibt.

Diese Informationen werden verwendet, um die Herkunft des Gesteins zu bestimmen und es geologischen Prozessen und Ereignissen zuzuordnen. Diese Forschung gibt spannende Einblicke in die Geschichte unserer Erde.

Zusätzliche Information: Die Ostsee ist durch das Schmelzen von skandinavischem Inlandeis entstanden. Gletscher aus dieser Region brachten über viele Jahrtausende Gestein an die spätere Küste Rügens.

Germanische Naturstätten mit spiritueller Kraft

Monolithen, große Gesteinsblöcke, spielen auf der Insel Rügen seit langer Zeit eine wichtige Rolle in der Spiritualität der lokalen Bevölkerung. Diese imposanten Steine waren stets Zentren für rituelle Handlungen und symbolisierten die Verbindung zwischen Menschen und Natur, sowie den Kontakt zu den Göttern. Sie können sowohl ganz naturbelassen als auch von Menschenhand bearbeitet sein.

Vor allem den Germanen dienten Findlinge als Kultstätten. Diese lebten im 1. bis 5. Jahrhundert n. Chr. in Skandinavien und im Baltikum. Als Handels- und Seeleute bekannt, nutzten sie die Lage von Rügen als Knotenpunkt für den Handel zwischen Skandinavien, dem Baltikum und dem römischen Reich.

Die Germanen auf Rügen hatten eine reiche Kultur, die sich in ihren Mythen, ihren Kunstwerken und ihren religiösen Überlieferungen zeigte. Sie verehrten viele Götter und hielten Zeremonien ab, die ihre Bindung zur ihnen betonten – und zur Natur. Einige der bekanntesten germanischen Götter sind Odin, Thor und Freyja.

Das kriegerische Seevolk war auch für seine Kunst bekannt, insbesondere für die Gold- und Silberschmiedekunst. Viele dieser Werke sind heute in Museen zu sehen. Sie geben Dir einen Einblick in ihre spannende Kultur. Rügen ist also ein wahres Paradies für Geschichtsfans, Naturliebhaber und spirituelle Sucher.

Spannend: Kleine Markierungen und Muster in Monolithen auf Rügen sind bis zu 1.900 Jahre alt!

Der Siebenschneiderstein am Kap Arkona: Rügens nördlichster Findling

An der Nordspitze Rügens liegt Kap Arkona. Hier kannst Du vom Hochuferweg zum Strand hinabsteigen, auf einer 40 Meter hohen Treppe am Gellort. Sie wird auch Königstreppe genannt. Bereits am oberen Ende hast Du eine unvergleichliche Aussicht auf die offene Ostsee. Blickst Du hinab auf den Strand, siehst Du den nördlichsten Findling Rügens: den Siebenschneiderstein.

Der Fels wiegt etwa 165 Tonnen und hat eine recht ebene Oberfläche, sodass sieben Schneider bequem darauf Platz finden könnten. Ob diese simple Erwägung ihm seinen Namen verliehen hat, ist unklar. Da der Schneiderberuf erst Mitte des 12. Jahrhundert gängig wurde, kann seine Bezeichnung jedenfalls nur so alt sein.

Die Treppe am Gellort.

Sicher ist, dass der Siebenschneiderstein am Kap Arkona bei Gellort mit seinen 61 Kubikmetern der viertgrößte Findling der Insel ist. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Lage bei Gellort steht er den größeren Felsen nicht an Beliebtheit nach. Bist Du schon einmal hier, solltest Du unbedingt einen Ausflug zu den berühmten Leuchttürmen von Kap Arkona machen.

Die Leuchttürme vom Kap Arkona bei Gellort

Kap Arkonas Leuchtturmanlage besteht aus drei Leuchtfeuern, die auf den Klippen des Kaps errichtet wurden. Der älteste Turm, der Alte Leuchtturm, wurde 1535 erbaut und ist eines der ältesten Leuchtfeuer in Deutschland. Der Neue Leuchtturm wurde 1826 erbaut und ist ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Region. Der Dritte Turm, der Kleine Leuchtturm, wurde erst 1910 erbaut und dient als Ersatz für den Neuen Leuchtturm, falls dieser ausfällt.

Kap Arkonas steinige Küste.

Kap Arkona ist für seine bedeutende Geschichte bekannt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage von den Alliierten bombardiert und teilweise zerstört. Nach dem Krieg wurde sie jedoch wieder aufgebaut und erneuert, um ihre ursprüngliche Schönheit wiederherzustellen.

Ein Findling mit tragischer Geschichte

Gute 16 Kilometer südöstlich, an den Ufern des beschaulichen Ortes Lohme, liegt der Schwanenstein. Der fünftgrößte Findling Rügens ist vom Hafen aus zu sehen und bei einem entspannten Spaziergang am Steinstrand gut zu erreichen. Vom Land und vom Wasser aus gibt er ein großartiges Fotomotiv ab. Seinen Namen trägt der rötliche Fels durch den Volksglauben, der Schwan bringe auf Rügen im Winter die Babys.

Doch vor langer Zeit ereignete sich an ihm eine herzzerreißende Tragödie. Im eisigen Winter 1956 spielten drei Waisenjungen aus dem Dorf auf der zugefrorenen Ostsee. Sie liefen weit hinaus, bis plötzlich ein Sturm hereinbrach. Er trieb das Eis auseinander, sodass die Kinder schnell auf dem Schwanenstein Zuflucht suchen mussten.

Während der Wind immer gnadenloser über das Meer fegte, starteten beherzte Fischer und Soldaten eine riskante Rettungsaktion. Von Lohme aus versuchten sie, die Jungen zu retten – doch sie hatten keine Chance. Wegen des Schneesturms kam keine Hilfe von außen durch. Die Kindern wurden am Folgetag erfroren geborgen. Bis heute zeugt der Schwanenstein von diesen traurigen Geschehnissen.

Der Schwanenstein im Abendlicht.

Die zwei größten Findlinge der Insel

Der Buskam

Der Buskam ist der größte Findling Norddeutschlands. Etwa 350 Meter östlich der Küstenlinie liegt er im Wasser vorm Seebad Göhren. Steht die Ostsee niedrig, ragt er bis zu anderthalb Meter aus den dunkelblauen Fluten hervor. Dann kannst Du ihn am besten mit dem Fernglas beobachten.

Er besteht vorwiegend aus Granit, wie alle bekannten Ostsee-Findlinge. Forscher sind sich sicher, dass dieses Gestein dem Bornholmer Granit gleicht. Folglich gelangte der Buskam im selben Gletscherstrom an seinen Ort. Mehr über diese Ströme und die Entstehung der Ostsee liest Du hier. An seiner Oberfläche findet man kleine Löcher, die auf seinen einstige Zweck als Kultstätte hinweisen. In der Bronzezeit hatte der Fels wahrscheinlich an Land gelegen.

Aufgrund seiner Lage im Wasser sind Größe und Gewicht des Findlings schwierig zu bestimmen. Neue Schätzungen belaufen sich auf 550 Tonnen auf 206 Kubikmeter – anstatt 1.600 Tonnen auf 600 Kubikmeter. Ganz gleich, welche der Wahrheit entsprechen: Der Buskam bleibt der größte norddeutsche Findling.

Der „Große Stein“ von Nardevitz

Rügens zweitgrößter Findling, Nardewitz, liegt noch immer an Land. Du findest ihn 400 Meter nördlich vom gleichnamigen Ortsteils Lohmes entfernt, umgeben von Bäumen und Sträuchern. Einst diente der Granitblock als kleiner Steinbruch. Daher gehen Experten davon aus, dass er einst mindestens doppelt so groß war wie heute. Derzeit schätzen sie den Stein auf 325 Tonnen und 120 Kubikmeter. Ganze drei Meter ragt er aus der Erde – eine großartige geologische Sehenswürdigkeit. Wie die anderen Findlinge Rügens ist er gesetzlich geschützt.

Rügens Findlinge

An der steinigen Küste Rügens.

Nicht nur für Geologie-Begeisterte sind Rügens Findlinge ein beeindruckender Anblick. Ob am Siebenschneiderstein bei Gellort oder im Wald von Nardevitz: Jeder Naturfreund staunt über die riesigen Felsblöcke, die in eisigen Strömen einen weiten Weg zurückgelegt haben. Einmal mehr wird Dir bewusst, wie mächtig die Natur mit Wind und Wellen wirkt. Zücke Deine Kamera und schieße tolle Bilder von den Steinen oder halte einfach inne und genieße die Landschaft.

FAQ – Siebenschneiderstein

Welche sind Rügens bekannteste Findlinge?

Die bekanntesten Findlinge der Insel sind der Siebenschneiderstein am Kap Arkona, der Schwanenstein, der Buskam und der Nardevitz.

Woher kommen Findlinge?

Die imposanten Felsenblöcke wurden durch Gletscher der letzten Eiszeit an ihren Ort getragen. Diese Ströme bewegten sich durch den gesamten heutigen Ostseeraum.

Welchen Findling sollte ich auf Rügen besichtigen?

Besonders sehenswert ist der Siebenschneiderstein am nördlichsten Punkt Rügens. Von dort aus kannst Du einen tollen Ausflug zum Kap Arkona machen. Aber auch der Schwanenstein ist einen Besuch wert. Er liegt ganz in der Nähe von Rügens Wahrzeichen, dem Königsstuhl.

Quellen

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